Im Laufe der Zeit begannen Versicherer damit, präventiv gegen Versicherungsbetrug vorzugehen. Um dies zu unterstützten entstanden erste Betrugsabteilungen, Betrügerkarteien / Datenbanken (z.B.HIS) sowie intelligente Softwarelösungen zur Schadenprüfung. Der Schwerpunkt lag dabei jedoch mehr auf die Überführung professioneller Serientäter und weniger auf der Masse mit den sog. „Gelegenheitstätern“.

Datenbanken wie HIS unterstützen die Maßnahmen zur Prävention. HIS dient der Speicherung von bereits ermittelten Betrugsfällen bzw. von verdächtigen Schadenfällen. Versicherer bekommen bei konkretem Betrugsverdacht Einsicht in Personendaten und Objektdaten. Generalabfragen sind inzwischen ausgeschlossen. HIS ist vorrangig auf Wiederholungstäter ausgerichtet und mit einer sehr hohen Anzahl an Betrugsindikatoren ausgestattet.

Neben externen Datenbanken wird der Einsatz von Betrugserkennungssoftware immer häufiger angewandt. Diese durchsuchen die eigehenden Schäden auf Auffälligkeiten, es werden Red-Flags und Risikofaktoren als Indikatoren gesetzt. Durch die Automatisierung entsprechender Indikatoren soll die subjektive Wahrnehmung besser kontrolliert werden. Die festgelegten Indikatoren und „Schwellen“ können dennoch zu Fehleinschätzungen führen. Ein zu hoher Schwellenwert führt dazu, dass mögliche Betrugsfälle unentdeckt bleiben. Ein zu niedriger Schwellenwert kann ein „Fehlalarm“ auslösen, dessen Klärung nachträglich zusätzliches Personal erfordert.

Software und Digitalisierung sind eine Möglichkeit der Aufklärung, ersetzen jedoch keine geschulten Betrugsspezialisten. Betrugsbekämpfungsabteilungen und externe Spezialisten wie die ECRA GmbH können als Schnittstelle und in einem „Knowledge Sharing“ durch die Zusammenarbeit mit Sachverständigen, anderen Spezialisten (Bsp. Forensik), Rechtsanwälte und Strafverfolgungsbehörden fungieren und leisten einen großen Beitrag zur Betrugsbekämpfung.

Die reine Ausrichtung auf die Digitalisierung der Betrugsbekämpfung bringt auch Nachteile mit sich. Darunter fallen die wirtschaftlichen Aufwendungen, welche auch für die Masse der Kleindelikte aufgewendet werden müssen. Des Weiteren ist es schwierig die Ersttäter zu erkennen.

Zusätzlich müssen Systeme auf mehrere Sparten (Unfall, KfZ, Sachversicherung, etc.) ausgerichtet werden. Nicht zu vergessen ist eine mögliche verzögerte Schadensbearbeitung durch Fehlmeldungen, die sich wiederum auf die Kundenzufriedenheit auswirkt.

Die Ermittlungsarbeit von Betrug kann trotz Digitalisierung nicht einfach auf „Indizien“ und „Red Flags“ beschränkt werden. Es ist immer noch „Manpower“ gefragt, um den Blick über den Tellerrand zu wahren. Erste Ermittlungsschritte wie z.B. eine Vor- und Umfeldaufklärung, sowie OSINT-Recherchen sind nur zwei Möglichkeiten von Vielen. Auch die Interaktion und Absprache mit Kollegen sowie ein Erfahrungsaustausch kann ausschließlich über „Manpower“ erfolgen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es viele unterschiedliche Methoden zur Aufdeckung einer Straftat gibt. Jedoch ist es wichtig, dass die strategische Ausrichtung eine Mischung aus mehreren Bausteinen bleibt.